Das Foto von Galina Popova
Das schmalblättrige Weidenröschen heißt er auf Deutsch und auf Russisch der Ivan-Tee (Ivan-Tschai). Seine Herstellung hat in Russland eine sehr alte Tradition. Das aromatische Getränk wurde von unseren Vorfahren bevorzugt, bevor der schwarze Tee aus fernen Ländern eingeführt wurde. Die Russen kannten nicht nur sein einzigartiges Aroma, sondern auch seine Heilwirkung. Ein kleines Örtchen Koporje (nahe von Sankt Petersburg) gab dem Tee seinen Namen – der Koporskiy Tee. Insgesamt hat die Pflanze in Russland mehr als 60 Namen, doch mehr bekannt sind die Namen Ivan-Tee und Kiprej.
Der Ivan-Tee ist im Norden überall zu treffen. Im Monat Juni kleiden sich die Weiden in Lila und man hört lautes Summen von Bienen. In der Republik Komi heißt es – der Sommer ist da! Schmalblättriges Weidenröschen ist seine Visitenkarte.
Das Foto von Wladimir Malzev – Ist das Bild nicht der Lünebruger Heide ähnlich?
Von Vorkuta und der Tundra, über die Taiga bis zu Feldern der südlichen Gebiete steht der Ivan-Tee kerzengerade und verleiht der rauen nördlichen Natur einen besonderen Reiz.
Ein schönes Foto von Wlad Plotnizkiy – Ivan-Tee bei Vorkuta in der Tundra
Ich bin in Inta aufgewachsen. Diese Stadt liegt etwas südlicher des Polarkreises. Auch ich habe diese Pflanze in meinen Kindheitserinnerungen. Aber damals hatte ich sie immer mit der Kälte assoziiert und es bedeutete für mich – ich fahre zur Oma in die Ukraine.
Die Komi haben viele traditionelle Getränke, doch der Ivan-Tee gehört eher zu der russischen Kultur. Da es heutzutage eine Mode ist, die alten Traditionen neu aufleben zu lassen und eine gesunde Lebensweise zu führen, schenkt man dem Ivan-Tee eine größere Aufmerksamkeit. Er enthält kein Coffein und ist deshalb viel gesünder als der klassische schwarze Tee. Wir haben uns auch von dieser Mode anstecken gelassen und nun trinken wir an machen Winterabenden aromatischen Ivan-Tee.
In diesem Jahr ist es schon das zweite Mal, wenn wir den Tee selbst beschaffen. Mein Mann kennt sich in chinesischen Teesorten gut, weil er Chigong-Gymnastik macht. Nach den Übungen trinkt man in seiner Gruppe chinesischen Tee und veranstaltet die ganzen Teezeremonien.
Also suchen wir uns Felder aus, weit von der Stadt, wo die Luft frisch und die Natur meist unberührt ist und sammeln große Bündel von der Pflanze. Solche Blumensträuße sehen großartig aus. Zu Hause werden die Blätter und die Blumen abgerissen.
Die Blätter werden etwa 12 Stunden fermentiert und unter den Druck gestellt und dann im Ofen getrocknet. Der Tee ist zubereitet! Blumen werden dann einfach getrocknet und je nach Geschmack mit dem Tee gemischt.
Manchmal zieht mein Mann die Blätter zuerst durch den Fleischwolf und man bekommt schwarzen Tee. Zum grünen Tee werden die Blätter ganz getrocknet.
Der aufgebrühte Tee riecht nach Honig. Im Zimmer verbreitet sich feiner Blumenduft und es wird sehr gemütlich. Wenn wir Gäste haben, so wird ihnen immer der Ivan-Tee angeboten auch mit Mischungen aus getrockneten Himbeeren oder Minzenblättern.
In diesem Sommer war die Blütezeit von dieser Pflanze sehr prächtig. Die Fotos zeigen diese Pracht. Und hier ist ein herrliches Bild von Ksenija Ossipova.
Norden. Die Farbe Lila.
Liebe Ludmilla, das ist ein sehr informativer Beitrag zum schmalblättrigen Weidenröschen! Ganz toll! Deine Erzählung lässt den Duft des Tees aus dem Bildschirm steigen. Das Bild von Wladimir Malzev gibt den Eindruck von „blühenden Bächen“ wieder. Alle Deine wunderbaren Sommerbilder sehe ich immer im Kontrast zur langen Winterzeit in Komi, die natürlich auch ihren grossen Reiz hat, deren Länge aber dem Sommer seine Besonderheit verleiht. Danke! Herzlich, aus Zürich, Konstantin
Liebe Ludmilla, ich habe Dich heute gesucht und gefunden !!!!!!!!!!!!!!!!
Der Bericht über Euren Tee hat mich sehr begeistert. Jetzt lese ich weiter.
Liebe Grüsse aus Berlin, ERIKA