Bei Rentieren zu Gast

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Am vorigen Wochenende ist endlich mein Traum in Erfüllung gegangen! Ich war zu Gast bei Rentieren in der Taiga. Aus meinen früheren Beiträgen weiβt ihr, meine lieben Leser, dass die Rentierzucht im hohen Norden unserer Republik betrieben wird, in der eisigen Wüste der Tundra. Für solch eine weite Reise bin ich finanziell noch nicht bereit)))

Im Rayon Knjash-Pogost, das etwa 200 km nördlicher von Syktywkar liegt, tief in der Taiga, haben Rentiere seit 2013 ihr Winter-und Sommerquartier. Die 500-köpfige Herde wurde im Autonomen Kreis von Jamal-Nenzen gekauft und über den Ural aus Sibirien in die Republik Komi getrieben. Das sind Rentiere, die nicht «nomadisieren», sondern lange Zeit auf einem Ort bleiben und Moos fressen. Auf solche Weise will man die alten Traditionen der Taigarentierzucht aufzuleben, denn in den 50-er, 60-er Jahren des 20.Jahrhunderts weideten Rentiere hauptsächlich in Waldgebieten.

Rentiere haben sich im Wald eingelebt und erwarten die ersten Gäste — neugierige Stadtbewohner. Das Reisebüro «Schuda olöm» (zu komi: Glückliches Leben) organisiert kleine Gruppen von Touristen. Ich war natürlich in der ersten Gruppe. Zwei Stunden mit dem Bus, eine Stunde mit dem Schneemobil und wir waren tief in der Taiga.

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Das erste, was ich gesehen habe, war das Tschum (das Rentierzelt) und zwei Rentiergespanne.

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Auf einem saβ ein netter Hund. Das andere Paar war festlich angekleidet, nach der nenzischen Mode.

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Die Tschumwirtin Vera empfing uns sehr freundlich und lud uns zu einem Mittagessen ein.

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Im Tschum war es sehr gemütlich. Mitten im Zelt heizte der Ofen und darauf kochte eine sehr aromatische herzhafte Brühe aus Rentierfleisch. Von auβen ist das Tschum klein, aber im Tschum ist es ziemlich geräumig. Es gibt keine Fenster, nur oben bleibt es offen.

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Das Süppchen war sehr deftig und wir haben sehr schnell unsere Kräfte nach einer langen Fahrt wiederhergestellt. Nach dem Essen gab es ein Gespräch mit Vera. Sie hat uns über ihr Leben in der Taiga erzählt. Sie sind eine Familie mit zwei Kindern. Seit 2013 sorgen sie für die Herde. Das Tschum, wo wir waren, ist ein Gästetschum. Das Wohnzelt hat man uns nicht gezeigt. Vor der Reise hat man uns gesagt, dass diese Familie ziemlich zurückgezogen lebt. Und wir hatten natürlich Verständnis. Zum Unterschied von Komi sind Nenzen bis jetzt Heiden und ihr Leben hängt von alltäglichen und festlichen Ritualen ab. Sie leben in ihrer Welt.

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Vera ist aber eine erfahrene Rentierzüchterin und das ist ihr Beruf fürs Leben. Sie weiβ viel über Rentiere und einiges haben wir mitbekommen. Ich war über einige Tatsachen sehr überrascht. Zum Beispiel, Rentierklauen können sich der Jahreszeit anpassen. Die Rentiere können, sozusagen, ihre Sommersandalen auf Winterschuhe wechseln. Im Sommer ist die Erde weich und die Klauen werden etwas lockerer. Im Winter bilden sich die Klauenballen zurück (ob man mich gut versteht?))), die Klaue wird fester, damit das Rentier im Schnee und auf dem Eis sich sicher fühlen kann und nicht rutscht. Es ist ihm so auch leichter das Moos aus dem Schnee zu bekommen.

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Nun war die Zeit Rentiere zu streicheln. Wir haben für sie Brot mit Salz vorbereitet — das naschen sie mit Vergnügen. Die ganze Herde war im Wald. Der Schnee war unfest und man trieb die Tiere in die sichere Stelle. Wir beschäftigten uns nur mit diesen vier tapferen Schlittentieren.

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Und natürlich Fotos! Ich habe hunderte davon gemacht.

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Rentiere waren sehr geduldige Modelle. Hier sind einige besonders schöne Fotos. Man sieht, dass Riemenzeug der Tiere verziert ist. Alles macht man aus Leder und Knochen der Rentiere.

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Wir haben ziemlich viel Zeit in der frischen Luft verbracht und danach gab es im Tschum noch einen kleinen Workshop. Wir bastelten eine nenzische Puppe aus Leder und Rentierfell.

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Zum Schluss machten wir ein gemeinsames Foto und fuhren glücklich nach Hause.

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3 responses to “Bei Rentieren zu Gast

  1. hallo Ludmilla, vielen dank für deine schönen Bilder von den Rentieren und der Taiga. Es ist sehr interessant und gefällt mir sehr. Liebe Grüße aus Deutschland . Bernd

  2. Liebe Ludmilla, auch ich danke Dir für die tollen Bilder und den schönen Bericht! Wie gerne wäre ich auch dort gewesen! Schon die rasende Fahrt durch den Wald, dann die beeindruckenden Tiere, die herzhafte Suppe und die Erzählungen! Ganz interessant sind Deine Ausführungen zu den Rentierklauen! Herzlich, aus Zürich, Konstantin

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